Heute fast
vergessen, gab es 1967 und 1968 mit Protesten gegen den Vietnamkrieg
einen
großen Umbruch in der westlichen Gesellschaft. Linke Studenten
schmähten die
"Kapitalisten".
Die Jugend wandte
sich gegen die Alten und ihre Sexualmoral. Die Antibabypille wurde
erfunden und
in jeder Apotheke verkauft. Der Spruch "Make love, not war" ging um
die Welt und in Deutschland hatten wir die "68er", die dieses Jahr
unter 30 Jahre alt waren (traue keinem über 30).
Die Studenten
lebten in Wohngemeinschaften und es gab Gemeinschaften, in denen dank
der Pille
nun freie Sexualität möglich und manchmal auch üblich war.
Allerdings gab es
in diesen Gemeinschaften schon immer zwischenmenschlichen Stress. Es
kamen
Studenten aus verschiedenen sozialen Schichten zusammen, die auch
unterschiedliche Vorstellungen von der Aufgabenverteilung in der
Gemeinschaft hatten.
Freier Sex führte auch zu Eifersucht und Konflikten.
In den 1970er
Jahren wurde als Reaktion darauf die Psychologie verwendet, um diese
zwischenmenschlichen Probleme zu lösen. In Deutschland gab es
zahlreiche
psychologische Encounter-Gruppen mit dem Ziel, über Probleme in der
Gruppe
sofort innerhalb der Gruppe zu sprechen.
Der Hintergrund kam
aus der Psychoanalyse. Individuelle Probleme wurden mit Rollenspielen
angegangen.
Mit diesen Mitteln
war es möglich, Kindheitstraumata zu erkennen und in die früheste
Kindheit
zurückzugehen, um den Teilnehmern ihr Unbewusstes bewusst zu machen.
Meine wichtigste
allgemeine Erkenntnis aus dieser Zeit war, dass sich die Menschen ihre
eigene
Umgebung schaffen.
Ein Paar glaubte,
das Leben sei nur ein Kampf. Man muss um Ziele kämpfen und sonst
nichts. Wie so
oft kamen zwei Menschen mit ähnlichen Einstellungen zusammen.
Beide kämpfen
miteinander und mit jedem und waren überzeugt, dass dies normal ist.
Nachdem
sie ihre Umgebung angegriffen hatten, erhielten sie selbst Angriffe. So
bleibt
die Neurose am Leben; und solche Probleme konnten in Encounter-Gruppen
erkannt
werden.
Ich war in ungefähr
100 Encounter Gruppen. Ich habe Psychodrama-Rollenspiel gemacht. Ich
habe als
Kind meine Mutter, meinen Vater und mich selbst gespielt. Ich fand die
Ursache
meiner Albträume als Kind, als mich ein Ungeheuer verfolgte. Ich
stellte fest,
dass dies meine geliebte Mutter war, die mich einmal verfolgt,
verprügelt und
in einen kleinen dunklen Raum gesperrt hatte, und ich war drei Jahre
alt.
Mit
Gestalt-Rollenspiel (Körperteile werden gespielt) kam ich zurück bis
zur oralen
Phase. Ich spielte meinen Magen und Schlösser darüber, die verhindern
sollten
alles zu spüren. Die Schlösser überwand ich schließlich und dann:
Es
kamen keine Erinnerungen, ich fühlte mich,
als wenn es in diesem Moment der Therapie passiert. Ich spürte den
brüllenden
Hunger in meinem Magen und schrie vor Hunger.
Und ich spürte vorher
die Angst in meinen Schlössern, so weit in traumatische Situationen
zurückzufallen; die Angst, das Schreckliche und Entsetzliche für mich
als
kleines Kind, noch einmal zu erleben.
Und ich habe
verstanden, warum Menschen vor der Tiefentherapie zurückschrecken.
Später leitete ich selbst
Encounter-Gruppen. In diesen Gruppen spielten wir Rollenspiele,
beschäftigten
uns mit uns selbst und unseren Gefühlen füreinander. Ich konnte jedes
Gefühl
für jeden in der Gruppe zu jedem Zeitpunkt ansprechen und ausleben.
Es war ein
wunderbares Gefühl, mich mit mir eins zu fühlen, vereint mit mir
selbst,
vereint mit der Gruppe und voller Vertrauen in meine eigenen Gefühle,
die zu
jeder Zeit unkontrolliert waren, aber von allen akzeptiert wurden.
Ich habe gelernt,
dass ungestörte Triebe in der Gruppe Akzeptanz finden. Offen für andere
zu sein
und ihnen zu helfen, aber auch eine gesunde Portion Egoismus zu haben,
wurde
akzeptiert.
Mehr noch, zu
selbstloses Verhalten und Verhalten, das nur darauf ausgerichtet war,
anderen
zu helfen, wurde von der Gruppe sofort als unnatürlich erkannt.
Und ich stellte fest, dass gestörte Triebe – entweder unterdrückt oder übertrieben – zu Problemen mit anderen Menschen führen.